ARBEITSKREIS DENKMALSCHUTZ RINTELN e.V.

 Der Arbeitskreis Denkmalschutz Rinteln e.V. (AKD) nimmt regelmäßig Stellung zu den aktuellen Fragen des Denkmalschutzes in Rinteln. Hier finden Sie die neuesten Stellungnahmen des Vorstands.

 

 

 Verlust historischer Bausubstanz - Fachwerkhäuser abgerissen

 

In der Ritterstraße Nr.2 ist das moderne Mehrfamilienhaus fast fertig gestellt, das zuvor dort stehende Fachwerkhaus wurde abgerissen. In der Krankenhäger Straße Nr. 24 ist das Fachwerkhaus seit 2015 verschwunden, die Nr. 25 wird in diesen Wochen abgerissen.

Drei bittere Verluste an historischem Kulturgut in jüngster Zeit, die der Arbeitskreis Denkmalschutz beklagt. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben zu viele Altstadtstraßen und Wohnquartiere ihren historischen Charakter und Wert eingebüßt, weil – besonders deutlich in der Engen Straße – Abbruch auf Abbruch folgte. Gesucht wurde zu häufig die einfache, schnelle und rentable Lösung.

Verloren sind damit für immer mit den historischen Fachwerkgebäuden die Geschichte der Menschen, die dort gelebt haben und die Rinteln mitgestaltet haben, verloren sind die Zeugnisse der Handwerkskunst der Erbauer. Verändert und teils geschädigt sind auch der Charakter der Häuserzeilen und der Straßen. Die Erosion des Stadtbildes schreitet ungebremst voran.

Rinteln wirbt an der Autobahn A 2 mit dem Prädikat Fachwerkstadt und macht damit Werbung für ein herausragendes Merkmal. Broschüren und historische Wegweiser heben die Einzigartigkeit hervor, die von Stadtführern und Museumsleiter den Gästen präsentiert wird.

Werden wir weitere Verluste an historischer Bausubstanz beklagen müssen? Bislang erfuhr die Öffentlichkeit vorwiegend aus der Presse von Abrissbaggern und Neubauplänen.

Der Arbeitskreis Denkmalschutz Rinteln wendet sich auf Grund der Verluste an historischen Gebäuden mit einer Beschwerde an den Bürgermeister der Stadt Rinteln. Die Kernaussage der Erhaltungssatzung der Stadt Rinteln ist, dass der Abriss eines Gebäudes im Geltungsbereich der Satzung zu versagen ist, wenn die bauliche Anlage allein oder im Zusammenhang mit anderen baulichen Anlagen das Ortsbild, die Stadtgestalt oder das Landschaftsbild prägt. Für den AKD besteht kein Zweifel, dass das Ortsbild durch Fachwerkhäuser geprägt ist. Daher verstoßen die Abrissgenehmigungen gegen die geltende Erhaltungssatzung.

Der AKD würde es sehr begrüßen, wenn die bereits signalisierte Gesprächsbereitschaft der Verwaltung der Stadt – Bürgermeister und Baudezernat – endlich zu dem zugesagten konkreten Fakten- und Meinungsaustausch wird. Wenn es um die Entwicklung der Altstadt geht, dürfen Abrisspläne und Neubauvorhaben nicht allein Sache von Verwaltung und Investor sein.

Dazu schlägt der Arbeitskreis die Einrichtung eines Runden Tisches „Altstadtentwicklung“ vor. Dort muss ein Konzept entwickelt werden, das eine Perspektive nicht nur für das Erneuern aufzeigt, sondern auch für das Bewahren und Erhalten. Historiker, touristisches Management, Interessenvertreter von Handel und Gewerbe, Stadtentwickler und staatlicher und ehrenamtlicher Denkmalschutz müssen an einen Tisch. Ihnen muss die Erhaltungssatzung der Stadt Rinteln als Grundlage dienen für die Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert. Ein weiteres Vorhaben ist dringlich: die Neubewertung der historischen Gebäude im Hinblick auf Denkmalwürdigkeit und Denkmalschutz.

Bürgerbeteiligung und Forderungen nach Transparenz sind keine unbotmäßigen Eingriffe in das Handeln der Verwaltung.

 


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Stellungnahme zu den Windenergieanlagen (WEA) unterhalb der Schaumburg


Der Arbeitskreis Denkmalschutz Rinteln appelliert an den Rat und die Verwaltung der Stadt Rinteln, sich eindeutig gegen die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) in der Gemarkung Kohlenstädt auszusprechen und diese Stellungnahme der Stadt Rinteln anschließend sowohl dem Landkreis als auch dem Investorenkonsortium mitzuteilen.

In dieser Angelegenheit hat die Verwaltung der Stadt Rinteln – völlig unverständlich für den Vorstand des Arbeitskreises – bislang zu den schädlichen Auswirkungen auf die schutzwürdigen Denkmale in der Nähe des Baugebietes der WEA geschwiegen bzw. diese heruntergespielt. Dabei sind von den „Flügelmonstern“ mit einer Nabenhöhe von 150 Metern immerhin die Schaumburg und die Paschenburg, das Gut Echtringhausen, der Große und Kleine Neelhof sowie die Domäne Coverden direkt betroffen.

 „Diese historischen Anlagen haben – teils in ihrer Gesamtheit, teils in einzelnen Gebäuden – den Status von Denkmalen, d.h. ihr Erhalt als Bauwerk sowie ihre geschützte Einbettung in die Landschaft muss vorrangiges Ziel einer Politik sein, die das historische Erbe unserer Region bewahrt. Überdimensionierte WEA unterlaufen diesen gesetzlich vorgeschriebenen Schutz durch ihre schier erdrückende Wirkung und sind von daher mit dem Denkmalschutz der besagten Ensembles nicht vereinbar!“, so Matthias Wehrung, 1. Vorsitzender des AK Denkmalschutz.

Unterstützung in ihrem jahrelangen Bemühen, Windräder vor der Schaumburg und dem Gut Echtringhausen zu verhindern, sehen die Rintelner Denkmalschützer nun in einem Gutachten des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, das die Errichtung von WEA in der Gemarkung Kohlenstädt als Verstoß gegen das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz ansieht: „Damit wird unsere Auffassung bestätigt, dass WEA an dieser Stelle aus Gründen des Denkmalschutzes rechtlich nicht zulässig sind.“, freut sich Wehrung.  

Dr. Alexander Lattermann, 2. Vorsitzender des Arbeitskreises, verweist auf die Argumentation des Landesamtes, dass die zerstörerischen Auswirkungen durch Bau und Betrieb der WEA bereits grobe Eingriffe in die Landschaft entlang der Weser darstellen würden, von denen die genannten Baudenkmale direkt betroffen wären. In noch größerem Maße wären die Schaumburg und die Paschenburg durch die WEA betroffen: Sollten unterhalb der Schaumburg Windräder aufgestellt werden, würde die Wirkung eines einmaligen Zeugnisses und Symbols der 1000-jährigen Geschichte Schaumburgs zerstört.

Darüber hinaus zählt Dr. Lattermann weitere Argumente des dem Arbeitskreis vorliegenden Gutachtens auf:

Die Schaumburg und der Berg, den sie krönt, sind Identitätsstifter in Namen und Wappen für die Geschichte des Schaumburger Landes. Diesem einmaligen Burgendenkmal eine technische Anlage in Gestalt von Windrädern entgegen zu stellen, bedeutete eine unverantwortliche Zerstörung des Raumes, auf den das Denkmal wirkt. Es wäre nicht allein der ungestörte Blick auf die Schaumburg stark beeinträchtigt, sondern auch der Blick von der Schaumburg in die Landschaft des Wesertals. Bei einer Anlagenhöhe von 150 Metern im Nabenbereich würden die WEA beinahe auf gleicher Höhe wie die Burg liegen. Damit wäre die Schaumburg ihrer jahrhundertealten optischen Dominanz beraubt. Die aktuell hofierten Symbole der Energieerzeugung würden die Kulturlandschaft des Wesertals mit ihren prägenden Denkmalen unrettbar verschandeln.

Statt harmonischer Kulturlandschaft hätten die Menschen in der Kulturlandschaft des „Westlichen Wesertals“ (auch die Touristen, die die Schaumburg besuchen) die grell weißen Türme vor Augen, die ständig blinkende Flugsicherheitsbeleuchtung und die Rotation der Flügel der WEA. Nicht zu vergessen die Geräuschemission in der Nähe der Anlagen.

Der Arbeitskreis Denkmalschutz fordert deshalb vom Rat der Stadt Rinteln eine klare, unmissverständliche Aussage zum Erhalt unserer Kulturdenkmale und eine ebenso deutliches Votum gegen die Errichtung von Windenergieanlagen in diesem hochsensiblen Bereich. Nachhaltiger Denkmalschutz bewahrt das historische Erbe und gibt es unbeschadet an folgende Generationen weiter.

 

Uwe Ruszkowski

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arbeitskreis Denkmalschutz Rinteln e. V.